Reizüberflutung im Alltag - Was macht das mit Kindern & Jugendlichen?

Reizüberflutung im Alltag - Was macht das mit Kindern & Jugendlichen?

von Jenny Neubacher
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Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer Welt auf, die geprägt ist von einer Überflut an Reizen. Social Media, Fernseher, Smartphones, Tablets – es gibt kaum einen Moment, in dem keine visuelle oder auditive Ablenkung da ist.
Dazu kommen unzählige Freizeitangebote: Vereine, Musikunterricht, Sport, Nachhilfe, Hobbys… 

Klingt nach einer tollen Palette an Möglichkeiten, oder? 

Doch all diese Reize und Aktivitäten haben auch eine Kehrseite, die uns oft nicht bewusst ist.

Die Reizüberflutung!

Die permanente Reizüberflutung

Unsere Gehirne sind nicht dafür gemacht, ununterbrochen mit neuen Eindrücken bombardiert zu werden. Das gilt besonders für die Gehirne von Kindern, die noch in der Entwicklung stecken. 

Wenn ständig etwas los ist – sei es durch Geräte, Programme oder das ständige Hin- und Her zwischen Freizeitaktivitäten – bekommen Kinder kaum Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. Sie springen von einem Reiz zum nächsten, ohne zur Ruhe zu kommen. 

Das Resultat?
Stress, Überforderung und manchmal sogar "Verhaltensauffälligkeiten".

Kinder brauchen Langeweile

Ja, du hast richtig gelesen: Langeweile ist wichtig.
In Zeiten der Langeweile entwickeln Kinder Kreativität, lernen sich selbst zu beschäftigen und ihre eigenen Interessen zu entdecken. 

Doch viele Eltern und Betreuungspersonen haben Angst vor der "Leere", denn sie glauben, dass Kinder durch ständige Angebote besser gefördert werden. Doch das Gegenteil ist oft der Fall.
Kinder, die ständig beschäftigt sind, entwickeln nicht die Fähigkeit, innere Ruhe zu finden.
Sie verlieren die Chance, ihre eigenen Bedürfnisse zu spüren und Impulse von innen zu folgen, statt immer nur äußeren Reizen nachzugehen.

Die Auswirkungen auf die emotionale Gesundheit

Wenn Kinder dauerhaft im "Reizmodus" sind, kann das ihre emotionale Gesundheit stark belasten.
Ängste, Schlafprobleme und ein allgemeines Gefühl der Überforderung können die Folge sein.

Das Nervensystem ist permanent angespannt, was langfristig zu stressbedingten Symptomen führen kann, wie Konzentrationsproblemen, Reizbarkeit und sozialem Rückzug.
Hinzu kommt der Druck, den viele Kinder durch die Vielzahl an Freizeitaktivitäten empfinden. Sie hetzen von einem Termin zum nächsten, ohne die Zeit zu haben, sich wirklich auf eine Sache einzulassen oder in einem Hobby aufzugehen. 

Das fördert oberflächliches Handeln und nimmt den Kindern die Tiefe und Freude, die in einem echten Interesse liegt.

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Qualität statt Quantität

Natürlich geht es nicht darum, Kindern alle Freizeitmöglichkeiten zu nehmen.
Es geht darum, die richtige Balance zu finden. Weniger ist oft mehr. 

Weniger Freizeitaktivitäten bedeutet, dass Kinder Zeit für freies Spielen und unstrukturiertes Erkunden haben. Es ist wichtig, ihnen die Freiheit zu geben, eigene Ideen zu entwickeln und einfach mal nichts zu tun – etwas, das in unserer leistungsorientierten Gesellschaft leider oft als "unnütz" angesehen wird.
Dabei ist es genau diese Art der Entschleunigung, die Kinder wieder zu sich selbst finden lässt.

Was können Eltern und Fachkräfte tun?

  • Freiräume schaffen:
    Plant bewusst Zeiten ein, in denen Kinder nichts Geplantes haben. Gebt ihnen Raum für Langeweile und eigenes Entdecken.

  • Hobbys hinterfragen:
    Müssen es wirklich so viele verschiedene Aktivitäten sein? Wählt gemeinsam mit den Kindern zwei oder drei Hobbys aus, die ihnen wirklich Freude bereiten, und lasst ihnen Zeit, sich darin zu vertiefen.

  • Digitalen Konsum regulieren:
    Begrenze die Zeit, die Kinder vor Bildschirmen verbringen. Ein bewusster Umgang mit Medien fördert die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und geduldig mit Langeweile umzugehen.

  • Achtsamkeit und Ruhephasen:
    Schafft kleine Oasen der Ruhe im Alltag. Gemeinsame Rituale, wie Lesen oder Spazierengehen, helfen Kindern, abzuschalten und sich zu erholen.

Fazit

Unsere Kinder brauchen weniger Reize und mehr Zeit für sich selbst. 

Zu viele Angebote und ständige Ablenkung führen langfristig zu Überforderung und emotionalem Stress. Die Kunst besteht darin, die Balance zwischen Freizeitaktivitäten und Ruhephasen zu finden – und den Mut zu haben, auch mal nichts zu tun. 

Denn nur so haben Kinder die Chance, ihre innere Welt zu entdecken und zu wachsen.
Manchmal beginnt Veränderung im Kleinen – mit einem freien Nachmittag oder einem gemeinsamen Moment der Stille.

Wie kannst du heute einen Schritt in diese Richtung machen?
Wo kannst du deinem Kind oder den Kindern in deiner Einrichtung mehr Raum für Ruhe und eigenes Erleben geben? 

Jenny Neubacher
Jenny Neubacher

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Ich bin Jenny Neubacher und ich unterstütze Soziale Einrichtungen und Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. 
Für eine individuelle, qualitative und kompetente Betreuung und Begleitung.
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